Andreas Mattfeld, MdB für Verden und Osterholz, hat am 26. Juni in einer Rede im Bundestag Neuregelungen zur Erdgasförderung formuliert. An die Adresse des Bundeswirtschaftsministers und der niedersächsischen Landesregierung gerichtet, sprach er sich für die Einführung der Bergschadensvermutung aus, forderte eine Änderung des Wasserhaushaltsgesetzes, die Aufbereitung des giftigen Lagerstättenwassers und die Einführung umfassender Umweltverträglichkeitsprüfungen für jede Art der Erdgasförderung – einschließlich eines Vetorechts für die zuständigen Wasserbehörden. Mattfeld wies explizit auf die jüngsten Erkenntnisse zur Freisetzung von Quecksilber hin und auf das verloren gegangene Vertrauen in der Bevölkerung in Bezug auf die Erdgasförderung. Gleichwohl räumt er die Bedeutung der Erdgasförderung für die hiesige Wirtschaft ein. Es wird also spannend werden, wie gelenkig sich Mattfeld bei dem absehbaren Spagat zeigt.

Wer sich nicht die gesamte Rede ansehen möchte: Interessant wird es ab 1:52.

Am vergangenen Samstag (21.06.2014) wurde an der Daverdener Kreuzung endlich und im wahrsten Sinne des Wortes ein Zeichen gesetzt! Und nicht nur eines. Das erste rote X (sprich: "iks", es handelt sich nicht um ein Kreuz;-)) wurde auf der großen Wiese an der Kreuzung in Daverden aufgestellt. Außerdem wurden in allen Himmelsrichtungen an den Ortseingängen ebenfalls große "Xe" angebracht. Weitere sollen folgen. Ein großes Dankeschön an alle Grundstückseigentümer, die das Aufstellen der Zeichen ermöglicht und unterstützt haben!! Egal aus welcher Richtung man nun in den Flecken einfährt, irgendwann springt das große, rote Symbol ins Auge. Und es soll klar sein...HIER STELLT MAN SICH QUER!!! Die Kreiszeitung berichtete.

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ExxonMobil hat in Söhlingen bei eigenen Messungen erhöhte Quecksilberwerte festgestellt, wie das Unternehmen dem LBEG nun mitteilte. Wann die Messung stattfand und wie hoch die Werte waren, geht aus der Pressemeldung des LBEG nicht hervor. Heute ist das LBEG mit einem eigenen Messfahrzeug zum „Erdgassondenplatz Z1“ in Söhlingen gefahren, um sich ein genaues Bild der Lage zu verschaffen. Die Laboranalyse wird laut LBEG etwa zwei Wochen in Anspruch nehmen - erst dann würden die Ergebnisse veröffentlicht. 

Aufhorchen lässt die Information, dass es bereits am 15. und 16. April Messungen des LBEG in Söhlingen gegeben hat. Hierbei ging es um die Freiförder- und Fackelarbeiten an den Stellen Z1 und Z5. Die Ergebnisse können, so das LBEG, nicht veröffentlicht werden, weil die Staatsanwaltschaft Verden ermittelt. Staatsanwaltschaft? Interessant!

Wie es scheint, läuft es auch im Fall der Quecksilberbelastungen nach der bekannten Salamitaktik: immer nur so viel an Informationen herausgeben, wie unter dem Druck der Öffentlichkeit unvermeidbar ist. Von den Förderunternehmen sind wir dieses Vorgehen gewohnt – das LBEG muss nun deutlich klar stellen, dass es eine Kommunikationspolitik verfolgt, die es mit Transparenz und zeitnaher Information ernst meint. Das zunehmende Interesse der Öffentlichkeit und die Wachsamkeit der Bürgerinitiativen sind dem LBEG jedenfalls gewiss.

Messergebnisse zwingen die Politik zum Handeln.

Auf dem Erdgasförderplatz Söhlingen Ost Z1 und in seinem weiteren Umfeld hatte die EMPG bei Messungen erhöhte Quecksilbergehalte festgestellt. Aufgrund dessen hat der Heidekreis (Sitzung vom 18.06.2014) weitere Giftwassereinleitungen an der Erdgasförderstation Söhlingen Ost Z1 untersagt.

Am Erdgasförderplatz Söhlingen Z6/Z11 werden in Abstimmung mit dem Landkreis Rotenburg nun ebenfalls vergleichbare Detailuntersuchungen durchgeführt. Auch dort haben Untersuchungen des NABU und der EMPG Hinweise auf erhöhte Quecksilbergehalte gegeben.

Weitere Untersuchungen in Grundwasser und Boden werden durchgeführt. Messungen auf Giftstoffe wie Quecksilber und Benzol (BTEX) von den Erdgasförderanlagen und -stationen bishin zu Wald, Wiesen, Äcker, Bächen usw. und Gärten an den Dorfrändern sollen folgen.

Nicht zuletzt die Beharrlichkeit des NABU, der BIs vor Ort und aus Uelzen, mit ihrem ständigen Druck auf Politik, LBEG und Exxon haben das bewirkt. Leider muss immer erst etwas passieren, bevor die Politk einschreitet. Das LBEG hat dazu eine Presseerklärung veröffentlicht. Und hier zusätzlich noch ein Beitrag aus der Sendung "hallo Niedersachsen" vom 18.06.2014.

Das LBEG reagiert in einer Pressemeldung auf die Forderung, die Messergebnisse der Quecksilberbelastung an Erdgasförderstellen offen zu legen. Überraschend ist, dass nur an einer Stelle überhaupt ein erhöhter Wert festgestellt wurde. Bei den anderen Messungen seien keine kritischen Quecksilberbelastungen gemessen worden. Das verwundert, hatte doch der Erste Kreisrat des Landkreis Rotenburg, Torsten Lühring, noch von besorgniserregenden Ergebnissen gesprochen, nachdem ihm die Messergebnisse des LBEG endlich vorlagen. Gibt es also eigentlich gar kein Problem? Davon kann keine Rede sein, denn der Naturschutzbund NABU hat bei eigenen Messungen in der Umgebung von zwei Bohrplätzen bei Söhlingen 40- bis 70-fach überhöhte Quecksilberwerte nachgewiesen. Und auch das LBEG sieht offenbar Handlungsbedarf: In seiner Pressemeldung teilt das Amt mit, dass es „gemeinsam mit den anderen beteiligten Stellen eine Lösung für die Quecksilberproblematik der Erdgasförderung auf der Grundlage einer vollständigen Datengrundlage“ erarbeiten wolle. Mit anderen Worten: Erstens gibt es eine Quecksilberproblematik und zweitens existiert keine vollständige Datengrundlage. Es gibt also einiges nachzuholen. Der NABU hat da bereits konkrete Vorstellungen: Die Begehung aller Bohrplätze, umfangreiche Messungen und öffentliche Infoveranstaltungen unter Beteiligung unabhängiger Experten.

Mehr Infos vom NABU gibt es hier.